Malerfamilien, das heißt, mehrere Maler, die aus einer Familie stammen, waren in früheren Jahrhunderten nichts Besonderes. Pablo Picassos Vater war Maler – als er sah, was sein Sohn bereits als Zwölfjähriger konnte, hat er angeblich das Malen eingestellt. In der Familie Brueghel gab es ein gutes Dutzend malender Mitglieder, die beiden Jans und die drei Pieters sind wohl die berühmtesten. In der Familie Canal reichte der Onkel sein Wissen an den Neffen Bellotto weiter, beide werden gern Canaletto genannt, und ihre Stadtansichten waren sich auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlich.
In der Familie Steinmann sind es Mutter und Tochter, die sich zum Verwechseln ähnlich – Unsinn: Diese beiden sind Malerinnen: die eine hat von der anderen gelernt.
Heute kann man sich das schwer vorstellen: Was sollte etwa Günter Ücker seinen Kindern raten? Nagelt einfach alles voll! Weit würden sie damit nicht kommen. Oder Georg Baselitz? Alle Bilder auf den Kopf zu stellen? Auch kein guter Rat. Denn schon seit Mondrian, der seine farbigen Rechteckte schwarz konturierte, ist es doch so: Der erste, der so eine Idee hat, ist vielleicht ein Genie – wer´s ihm nachmacht, bloß ein Epigone.
Das ist eben die Crux an der abstrakten Moderne.
Bei den Bildern von Barbara und Lorena Steinmann kommt es zunächst mal auf das Handwerkliche an, und Handwerk lässt sich lernen. Das weiß ich selbst noch aus meiner Zeit an der Hochschule für Bildende Kunst in Hamburg. Und diese Fertigkeit abzubilden ist erste Voraussetzung für gegenständliche Malerei. Sie muss nicht modern sein, sie ist zeitlos. Ein weites, nie ganz abgeerntetes Feld.
Die Bilder hier sind gegenständlich und sie sind gut gemalt. Das ist nachprüfbar. Und sie werden immer besser, denn die beiden Malerinnen haben den Weg vom Acryl zum Öl gefunden und sind damit angelangt bei der Königsdisziplin der Tafelmalerei.
Was sie aus ihren Fähigkeiten machen, muss ich nicht beschreiben. Das sehen Sie selbst.
Ich wünsche Ihnen dabei viel Vergnügen.
